Javascript is required

Anlegen und Investieren

Warum wir Abstand halten würden von den neuen Neobrokern, um fürs Alter vorzusorgen

Zum Design von den neuen Trading-Apps

Letztes Update: 30.08.2023

Oft wundert man sich, wie Leute um mich herum in allen Bereichen auf Nummer sicher gehen, außer wenn es um die Investition ihres hart erarbeiteten Geldes geht.

Plötzlich ist es okay, das Geld in neue und teilweise ziemlich obskure Trading-Apps zu schieben in der Hoffnung schnelle und vor allem günstige Profite zu machen. Das Versprechen ist genial und es leuchtet uns ein. Handeln für 1 € (oder gar 0 €)! Die Demokratisierung der Finanzen, Investment für alle.

Zum Design von Trading-Apps

Das ist tendenziell ein lobenswertes Anliegen. Aber geht es den neuen Trading-Apps um dein langfristiges, vernünftiges Investment oder verdienen sie ihr Geld damit, dass du möglichst oft, möglichst viel handelst? Auf den Unterschied zwischen Traden und Investieren gehen wir an anderer Stelle ausführlicher ein.

Beim Investieren zählt auf jeden Fall die lange Frist, du legst Geld in ein breites Aktien-Portfolio oder einen breit aufgestellten Indexfonds. Zum Beispiel einen Aktien-ETF, der die Weltwirtschaft abbildet: MSCI World. Und dann lässt du das laufen, bis du in fernerer Zukunft ans Geld ran musst. Easy!

Wie verdienen Trading-Apps eigentlich ihr Geld? Im Unterschied zu etablierten Banken sind die Oberflächen so einfach und verspielt durch gestaltet, dass du mit wenigen Klicks schnell Geld investierst und schnell wieder deine Papiere verkaufen kannst. Und dabei kommt das Dopamin-High gleich mit! Gut gemacht, jetzt der nächste Trade. Dies führt dazu, dass junge Investoren relativ zum investierten Vermögen viel mehr Trades durchführen als bei traditionellen Banken und Depotanbietern. In einem Casino mag das Sinn ergeben, aber nicht zur Erreichung für deine längerfristigen finanziellen Ziele.

Etwas genauer: Die Neobroker haben vor allem geringe Kosten, da sie keine Filialen betreiben müssen und wenig Personal beschäftigen. Ihr Geld verdienen sie teilweise über die Rückvergütung von ihren Handelspartnern. Wenn also ein Neobroker einen Aktien-Trade vermittelt, fließt ein bisschen Geld vom Handelspartner an den Neobroker. Das läppert sich nur, wenn möglichst viele Trades durchgeführt werden.

Neobroker haben also kaum einen Anreiz dafür zu sorgen, dass du eine kluge, ruhige, langfristige Investment-Strategie verfolgst. Sie verdienen mehr Geld, je mehr Trades du startest.

Die einfache und schnelle Bedienung, ob gut gemeint oder nicht, verführt zum häufigen Kauf und Verkauf. Und das bedeutet ein viel größeres Risiko, als das Geld einfach langfristig zu investieren.

Warum wir für langfristige Investments lieber eine etablierte Bank nehmen

Die meisten etablierten Direkt-Banken bieten eine Reihe kostenloser ETF-Sparpläne oder auch Einmalkäufe an. Die ING verzichtet bei monatlich ausgeführten ETF-Sparplänen seit 2021 komplett auf Gebühren (erhält aber auch eine Rückvergütung der Anbieter). Hier kann man also bei einer etablierten Bank einen langfristigen Sparplan einrichten und zahle damit auch keine Gebühren. Für uns ist das ein Win-Win und der Grund, warum wir uns beim regelmäßigen ETF-Sparen im Moment für die ING entscheiden würde.

Mangels Gamification im Design (also die verspielte, „einfache“ Gestaltung der App-Oberfläche), wird man außerdem nicht wiederholt zum Nachsehen und Handeln genötigt. Es gibt auch keine Push-Benachrichtigung, die dich zum aktiv werden auffordern. Stattdessen ist alles etwas konservativer gestaltet, so wie man es für die langfristigen Sparziele oder die Altersvorsorge wünscht.

„Ich habe aber zu viel Testosteron und will schnellen Profit machen!“

… oder auch schnell Geld verlieren. Es spricht nichts dagegen, dass du dir einen Account bei einer neuen Trading-Plattform einrichtest, dort ein bisschen Geld hineinsteckst und genüsslich handelst. Gib deiner Spielernatur nach, wenn du möchtest. Wähle aber einen Betrag, bei dem du verschmerzen kannst, wenn es mal deutlich runtergeht (denn es wird auch wieder deutlich runtergehen in allen Märkten). Aber wichtig ist: Trenne deine Vorsorge- und Sparziele von deinen Trading-Aktivitäten! Nutze dafür am besten eine andere Bank und eine andere App.

So kommst du nicht in Versuchung, deine Vorsorgeziele durch Trading oder schnelle Schüsse zu gefährden. Denn das beste und sicherste Investment ist das, das du möglichst lange liegen lässt.

Ist die App Robinhood ein gutes Vorbild für deutsche Anbieter?

Bei neuer Technologie läuft nicht immer alles reibungslos. Und manchmal kann es auch böse ausgehen. Die App Robinhood, die ein Vorbild für viele der neuen deutschen Trading-Apps ist, zeigte einem jungen College-Studenten einen negativen Kontostand von -730.000 Dollar an. Das war wohl auch, weil einige Trades bislang nicht ausgeführt wurden. Der College-Student nahm sich daraufhin das Leben.

Es ist natürlich nicht möglich, hier den ganzen Fall zu kennen, der bestimmt viel komplexer ist, als in den Medien dargestellt werden kann. Wir möchten nur darauf hinweisen, dass bei neuen Technologien und wenn Start-ups schnelles Geld riechen, es auch mal richtig daneben gehen kann. Und ganz ehrlich, wenn wir das hören, fühlen wir uns mit einem Altersvorsorge-Depot bei einer etablierten Bank deutlich wohler.