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Vorteile und Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge

Lohnt sich nicht für jeden

Letztes Update: 30.08.2023

Mit einer betrieblichen Altersvorsorge lässt sich das Alterseinkommen aufbessern, sie hat aber auch Nachteile wie eine niedrigere gesetzliche Rente.

Wenn du angestellt bist, bietet sich dir vielleicht die Möglichkeit in den Genuss einer betrieblichen Altersvorsorge zu kommen. Oder deine Chefin hat bereits eine betriebliche Altersvorsorge für dich abgeschlossen? Aber: Ist die betriebliche Altersvorsorge tatsächlich ein Genuss? Die betriebliche Altersvorsorge ist in Wirklichkeit nicht ohne Nachteile und lohnt sich nicht für jeden. In diesem Beitrag lernst du die Vor- und Nachteile kennen.

Vorteile der betrieblichen Altersvorsorge

Die meisten Deutschen verlassen sich mit Blick auf ihre Rente auf die gesetzliche Rentenversicherung. Diese ist die wichtigste Säule der Altersvorsorge und die meisten Angestellten zählen darin als Pflichtversicherte. Das heißt, sie müssen in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, ob sie wollen oder nicht. Da aber die Rentenhöhe in den kommenden Jahren weiter schrumpfen wird, sind die Versicherten der gesetzlichen Rentenversicherung angehalten zusätzlich vorzusorgen.

Mit einer betrieblichen Rente lässt sich das Alterseinkommen aufbessern. Aber gleich an dieser Stelle sei gesagt, dass es dazu auch attraktive Alternativen gibt. Wer sich beispielsweise mit einem ETF-Sparplan ein Vermögen aufbaut, der kann im Alter von seinen Ersparnissen leben und bleibt bis dahin deutlich flexibler.

Trotzdem kann sich die betriebliche Altersvorsorge für dich lohnen. Die wichtigsten Vorteile für dich in der Übersicht:

  • Achtung! Wenn dein Arbeitgeber deine betriebliche Altersvorsorge allein finanziert, nimmst du das zusätzliche Alterseinkommen auf jeden Fall mit. Das ist gar keine Frage.
  • Da sich dein Arbeitgeber um alles kümmert und die Beiträge für dich abführt, hast du selbst kaum oder keinen Verwaltungsaufwand mit deiner betrieblichen Altersvorsorge.
  • Du zahlst keine Steuern und Sozialabgaben auf Beiträge bis zu 282 € pro Monat (Stand 2022).
  • Dein Arbeitgeber muss mittlerweile alle neuen und alten Verträge mit mindestens 15 Prozent bezuschussen. Das betrifft die Entgeltumwandlung in Direktversicherungen, Pensionszusagen und Pensionsfonds.
  • Die betriebliche Rente erhältst du nach dem Renteneintritt ein Leben lang. Je älter du wirst, umso mehr kann es sich für dich lohnen.

Oft wird auch angeführt, dass die Beitragsgarantien der Versicherer ein Vorteil der betrieblichen Rente wären. Aber tatsächlich sorgen Beitragsgarantien primär für geringe Rendite und wir werten dies mittlerweile eher als Nachteil. Die Versicherer können mit niedrigeren Beitragsgarantien deine Beiträge in Anlagen mit höherer Rendite stecken.

Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge

Die betriebliche Altersvorsorge kommt allerdings nicht ohne Nachteile. Und sie ist deshalb nicht für jeden zu empfehlen. Erschwerend kommt hinzu, dass es kaum einfache Daumenregeln oder Rechner gibt, die dir bei deiner Entscheidung helfen können.

Falls du dir also unsicher bist und dein Arbeitgeber nichts zuschießt, solltest du eher die Finger davon lassen. Falls dein Arbeitgeber die Beiträge komplett übernimmt: Nimm die betriebliche Altersvorsorge auf jeden Fall mit.

Geringere gesetzliche Rente

Ein vermeintlicher Vorteil der betrieblichen Altersvorsorge ist die sogenannte Entgeltumwandlung. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber einen Teil des Bruttogehalts des Arbeitnehmers direkt in die betriebliche Altersvorsorge einzahlt. Für den Arbeitnehmer verringern sich dadurch die Steuern und Sozialabgaben.

Weniger Bruttolohn heißt für die Arbeitnehmer aber nicht nur weniger Steuern, sondern auch geringere Einzahlungen in die gesetzliche Rente, weniger Elterngeld, geringeres Arbeitslosengeld und niedrigeres Krankengeld.

Vor allem die Auswirkungen auf die Rente sind vielen Arbeitnehmern beim Abschluss nicht klar. Durch die Entgeltumwandlung verringern sich sowohl die Altersrente als auch die Erwerbsminderungsrente der gesetzlichen Rentenversicherung. Die verminderte Altersrente muss durch die betriebliche Altersvorsorge erst wieder ausgeglichen werden, was bei vielen teuren und schlechten Versicherungsprodukten aber fragwürdig ist.

Bitte schaut euch also die Auswirkungen auf die gesetzliche Rente gut an, bevor ihr euch zur Entgeltumwandlung entscheidet.

Nachgelagerte Besteuerung

Nachgelagerte Besteuerung heißt, dass eure Alterseinkommen (Renten oder Pensionen) später der Einkommensteuer unterworfen werden. Dafür werden aber eure heutigen Beiträge und Aufwendungen zum Erwerb eurer Rentenansprüche durch Steuerbefreiungen freigestellt. Ihr zahlt also erst später darauf Steuern (statt schon heute). Da euer persönlicher Steuersatz später vermutlich geringer ist, kann sich das aber für euch lohnen.

Hinzu kommen aber auch Krankenversicherung und Pflegeversicherung. Denn auf die betriebliche Rente werden später Beiträge fällig. Seit 2020 gibt es allerdings einen Freibetrag, auf den keine Krankenkassenbeiträge fällig werden. Dieser Freibetrag beträgt seit Januar 2022 164,50 € für betriebliche Renten für Beiträge zur Krankenversicherung.

Was passiert bei einem Arbeitgeberwechsel?

Auch bei einem Wechsel des Arbeitgebers kann es für dich bei der betrieblichen Altersvorsorge zu Nachteilen kommen.

Du kannst nicht bei jedem Jobwechsel alle deine Ansprüche aus der betrieblichen Altersvorsorge zu deinem neuen Arbeitgeber mitnehmen. Deine eigenen Beiträge, die du beispielsweise über die Entgeltumwandlung gezahlt hast, kannst du zwar immer mitnehmen. Allerdings gelten für die Beiträge, die dein Arbeitgeber für dich gezahlt hat, verschiedene Fristen.

Wenn dein Vertrag ab 2018 abgeschlossen wurde, gelten folgende Fristen:

  • Du musst mindestens 21 Jahre alt sein und
  • du musst mindestens seit drei Jahren in deinem Betrieb sein. 

Falls dein Vertrag älter ist, gelten unter Umständen andere Fristen. Hier findest du eine Übersicht und weitere Hinweise.

Weitere Nachteile der betrieblichen Altersvorsorge

Wie bereits erwähnt, lohnt sich die betriebliche Altersvorsorge mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für dich nicht, wenn du sie allein aus Entgeltumwandlung bestreitest und der Arbeitgeber nichts oder wenig zuschießt.

Außerdem sind die Verträge extrem unflexibel. Eine Kündigung ist häufig nicht möglich und die Verträge können allenfalls stillgelegt werden. Dass du dir dein Erspartes auszahlen lassen kannst, ist auch eher unwahrscheinlich, hängt aber vom Versicherer und deinem Vertrag ab.

Deine Aufgabe: Lohnt sich eine betriebliche Altersvorsorge trotz ihrer Nachteile für dich?

Gegeben der Vor- und Nachteile, die wir hier für dich aufgezählt haben, überprüfe nun das Angebot deines Arbeitgebers oder deines bestehenden Vertrags.

Wie sind die Konditionen? Wie hoch ist der Beitrag deines Arbeitgebers? Wird dein Geld in ETFs mit guten Renditeaussichten angelegt? Wie hoch sind die Zusagen? Gleicht die betriebliche Rente mit Sicherheit deine niedrigere gesetzliche Rente aus?

Vielleicht lohnt es sich für dich eher, dein Geld in eine andere Form der Altersvorsorge zu investieren, wenn das Angebot deines Arbeitgebers nicht den Anforderungen entspricht? Wenn du dir ein kleines Vermögen in Raten aufbauen und dabei flexibel bleiben möchtest, empfehlen wir dir das Sparen mit ETFs.

Wenn du unsicher bist, ob die betriebliche Altersvorsorge für dich das richtige ist, lohnt sich auch ein Blick auf den ausführlichen Beitrag von finanztip.de zu den Vor- und Nachteilen der betrieblichen Altersvorsorge.