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Geld von A bis Z

Was ist Lifestyle-Inflation und wie verhinderst du sie?

So erreichst du deine finanziellen Ziele, obwohl deine Konsumwünsche immer größer werden.

Letztes Update: 30.08.2023

Lifestyle-Inflation ist, wenn deine Wünsche und Bedürfnisse mit deinem wachsenden Einkommen einfach mitwachsen. Und häufig wachsen sie leider schneller als dein Einkommen! Was kann man dagegen tun?

Du hast dir zwar deine ersten finanziellen Ziele gesteckt. Und du weißt auch, wie du da hinkommst. Du hast dir sogar ein machbares monatliches Budget aufgestellt. Deine finanzielle Unabhängigkeit ist nur noch eine Frage der Zeit und Geduld. Aber dann ergreift Lifestyle-Inflation von dir Besitz und deine Ausgaben explodieren!

Aber was ist Lifestyle-Inflation eigentlich?

Lifestyle-Inflation ist, wenn deine Wünsche und Bedürfnisse mit deinem wachsenden Einkommen einfach mitwachsen. Manchmal sogar schneller als dein Einkommen! Das heißt, von deinem wachsenden Gehalt steigen deine Konsumausgaben gleichermaßen oder stärker. Mit der Gehaltserhöhung oder dem anständiger bezahlten Job kommt das schönere Auto, die größere Wohnung, der noch größere Flachbildschirm-Fernseher oder was es auch immer ist, was deine Konsumlust antreibt.

Am Ende des Monats bleibt dann genauso wenig übrig wie vorher oder sogar noch weniger.

Lifestyle-Inflation ist primär ein Phänomen am Anfang unseres Berufslebens, wenn die ersten und wachsenden Gehälter hereinkommen und wir uns endlich mehr leisten können. Man kann es bei allen Freunden und Bekannten beobachten. Plötzlich werden die Reisen ausgefallener, die Klamotten schicker, die Restaurants teurer. Aber auch ältere Erwachsene neigen dazu, sobald die Kinder aus dem Haus sind und das Eigentum abbezahlt sind, plötzlich deutliche höhere Ausgaben für Luxus tätigen.

Ich möchte hier eindeutig niemandem dazu raten, ein miserables Leben zu führen, bis endlich die finanziellen Ziele oder die finanzielle Unabhängigkeit erreicht sind. Viel wichtiger ist es, dass du verstehst, was Lifestyle-Inflation ist, warum sie schädlich für deine Ziele ist und mit welchen Kniffen sie sich verhindern lässt.

Das Ziel ist, dass du den Mechanismus gar nicht erst entstehen lässt und bewusstere, vernünftigere Konsumentscheidungen triffst, die mit deinen langfristigen Zielen im Einklang stehen. Deshalb gebe ich im Anschluss ein paar Tipps dazu. Aber vorher noch eine kurze, nicht abschließende Liste an Ausgaben, wo sich die Lifestyle-Inflation vielleicht bei dir bereits eingeschlichen hat.

Wo versteckt sich Lifestyle-Inflation auf meinem Konto

  1. Ein wichtiger Punkt ist hier Bequemlichkeit bei deiner Mobilität: Früher hast du vielleicht den Großteil deiner Fahrten mit der Bahn erledigt, oder mit dem Fahrrad. Heute ist es das eigene Auto oder Car-Sharing.
  2. Eine wachsende Anzahl an monatliche abonnierte Services wie Fitnessstudio, Netflix, Spotify, Handy-Verträge erhöhen deine monatlichen Fixkosten deutlich. Ein schönes Budget hält die Fixkosten (natürlich) immer so gering wie möglich, sodass du selbst über deine Ausgaben bewusst entscheiden kannst.
  3. Die teurere Wohnung in einer besseren Gegend macht dich vielleicht nicht glücklicher: Wusstest du, dass Ökonomen herausgefunden haben, dass es uns unglücklich machen kann, wenn unsere Nachbarn besser verdienen als wir? Wenn wir in eine bessere Umgebung umziehen, neigen wir dazu, uns mit unseren neuen, reicheren Nachbarn zu vergleichen und sind dadurch häufig unzufriedener als vorher.

Wie erreiche ich meine monatlichen Budgetziele?

Das Allerwichtigste ist, dass du deine Spar- oder Investitionsziele monatlich bei deiner Bank automatisierst

So geht mit deinem Gehalt etwa gleich ein Teil ab, der Monat für Monat direkt in deine langfristigen Finanzziele investiert wird. Idealerweise bucht deine Depotbank den Betrag direkt von deinem Girokonto ab und investiert ihn in günstige ETFs. So bist du nicht Monat für Monat gezwungen, aktiv eine vernünftige Entscheidung zu treffen, sondern machst dies nur einmal, während dein Budget für Konsumausgaben direkt um denselben Betrag schrumpft.

Also hol dir ein Depot bei deiner oder einer anderen Bank.  Und richte dir einen ETF-Sparplan ein. 

Finde die Lebensbereiche, die dir am wichtigsten sind und gönn dir dort die Upgrades.

Wenn dir etwa Nachhaltigkeit und ökologische Landwirtschaft am Herzen liegen und dein Einkommen steigt, musst du nicht mehr zum Discounter rennen. Das ist fabelhaft! Wenn du dein Auto jeden Tag benötigst und endlich Geld für einen schöneren, saubereren Wagen da ist: perfekt!

Was macht dich glücklicher? Steck dein hart verdientes Geld dorthin, wo es dir am meisten bringt. Typischerweise sind das auch die Bereiche Beziehungen, Gesundheit und Bildung. Wenn du hier investierst, statt in Luxus, ist das häufig auch mit höherer Lebenszufriedenheit und Lebensqualität verbunden. Sei smarter bei deinen Ausgaben!

Lifestyle-Inflation ist es dann, wenn du ALLE deine Bereiche deines Lebens wahllos mit Upgrades versiehst, weil mehr Geld auf deinem Konto landet. Das wird schnell kostspielig für dich und ist extrem kontraproduktiv für deine langfristigen finanziellen Ziele.

Wenn dein Einkommen wächst, lass deine Spar- und Investitionsziele mitwachsen!

Lifestyle-Inflation lässt sich einfach ausbremsen, indem du Gehaltssteigerungen oder auch unerwartete Einnahmen wie Erbschaften oder ähnliches direkt zur Seite legst und am besten direkt investierst.

Ein Beispiel: Du hast bisher 1.800 € netto verdient und davon 300 € monatlich ins Depot geschoben hast. Jetzt ist dein Gehalt auf 2000 € gestiegen. Wenn du deine automatisierte Abbuchung ins Depot um 200 € anpasst, bekommt deine Lifestyle-Inflation kein Futter. Dies erfordert natürlich extreme Disziplin, die sich langfristig aber mehr als bezahlt macht.

Realistischer ist es natürlich, mit dir selbst etwa folgenden Deal zu machen: Von meinen zukünftigen Gehaltserhöhungen leite ich 50 Prozent automatisiert direkt in mein Depot um. Das ist definitiv zu schaffen und wird dich schnell sehr weit bringen!

Durchgreifende Veränderungen im Leben bringen große Kosten

Nur weil dein Gehalt wächst und es dir erlauben würde, große Veränderungen an deinen Lebensumständen vorzunehmen, musst du das nicht direkt durchziehen. Vor allem unsere Freunde neigen dazu, uns mitzureißen. Da kommt dann Neid auf, wenn wir sehen, wie sich Bekannte das neue Auto und die schöne Wohnung leisten. Es liegt in unsere Natur, dass wir mitziehen wollen und uns mit anderen vergleichen. Aber wird dich eine Veränderung wirklich glücklicher machen oder ist es nur ein Statussymbol?

Es ist wichtig, diesen Unterschied frühzeitig zu erkennen, bevor du große Veränderungen angehst. Wenn dich deine kleine Bude wirklich unglücklich macht, wird es vielleicht Zeit etwas daran zu ändern. Aber vielleicht geht es dir ja einigermaßen gut damit. Dann erreiche lieber deine langfristigen Ziele, denn das wird dich langfristig viel zufriedener machen.

Ein Tipp: Lass immer etwas Zeit vergehen, in der du einen Entschluss noch überdenken kannst. Nimm dir mindestens ein paar Monate vor großen Anschaffungen und Veränderungen. Wenn du nach dieser Zeit immer noch dasselbe möchtest: zieh es durch. Bei vielen unnötigen Anschaffungen und Veränderungen vergeht nach einiger Zeit der Konsumdrang wieder von selbst!

Gönn dir auch mal etwas!

Wenn du jeden Cent zweimal umdrehst und lebst wie Mutter Teresa, ohne auch mal frei zu drehen, wird dein Leben schnell trist. Und wenn du keine Freude mehr daran hast, deine Ziele zu erreichen, wirst du das Projekt finanzielle Unabhängigkeit bestimmt bald einstampfen. Deshalb: übertreib es nicht!

Gelegentlich muss man sich eben etwas gönnen, um am Ball zu bleiben. Wenn du gerne reist, muss die große Fernreise mindestens einmal im Jahr drinnen sein. Die eigene Lifestyle-Inflation im Zaum zu halten, heißt nicht, dass man sich von allen Sonnenseiten des Lebens verabschieden sollte. Es bedeutet, dass man die wachsenden Bedürfnisse bewusst wahrnimmt, kontrolliert und hinterfragt.

Halte dein Budget auf dem Laufenden und überprüfe regelmäßig deine Fortschritte

Schon nach kurzer Zeit wirst du merken, dass du Erfolge auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit oder deinen individuell finanziellen Zielen hast. Das motiviert ungemein! Wenn du regelmäßig alle paar Monate deine Fortschritte überprüfst und dein Budget mit der Realität abgleichst, motiviert dich das regelmäßig und lässt wenig Raum für Lifestyle-Inflation, da du sofort erkennst, wo sie sich eingeschlichen hat.

Nicht jeder will und kann konstant ein Haushaltsbuch führen. Und die meisten müssen das auch gar nicht tun, um ihre Budgetziele ungefähr zu erreichen. Anderen wiederum macht es Spaß oder es wird einfach zur Gewohnheit. Wie auch immer, finde einen für dich gangbaren Weg den Überblick über deine regelmäßigen Ausgaben zu behalten.

Zusammenfassung

Lifestyle-Inflation bezeichnet den Mechanismus, dass deine Ausgaben mit deinem Einkommen mitwachsen und du es nicht schaffst, am Ende des Monats Geld für deine finanziellen Ziele übrigzuhaben.

Mit ein paar Tipps ist es einfacher, dies rechtzeitig zu bemerken oder zu verhindern:

  1. Automatisiere deine monatlichen Budgetziele, indem du bei einem Depot einen Sparplan einrichtest oder mit einem Dauerauftrag Geld auf ein zusätzliches Konto überweist.
  2. Lerne, welche Lebensbereiche dir am wichtigsten sind und gönn dir dort die Upgrades, wenn dein Gehalt steigt oder Geld übrig ist.
  3. Wenn dein regelmäßiges Einkommen steigt, lass deine regelmäßigen Sparziele mit steigen.
  4. Überleg dir große Veränderungen gut und lass dir ein bisschen Zeit, bevor du sie angehst.
  5. Gönn dir auch mal etwas Unvernünftiges!
  6. Bleib bei deinem Budget und überprüfe regelmäßig deine Fortschritte, um motiviert zu bleiben.